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Jessup Moot Court 2006

Im Wintersemester 2005/2006 hat wie jedes Jahr ein Team der Universität Heidelberg an der Philip C. Jessup International Law Moot Court Competition teilgenommen. Das Team bestand aus fünf Teammitgliedern: David Diehl, Chrstoph Krönke, Jana Lohmann, Giedre Plentaite und Daniel Scherr. Die Vorbereitungen für die Schriftsätze begannen Ende September 2005. Beide "Memorials", also der Schriftsatz für die Klägerseite und der Schriftsatz für die Beklagtenseite - die fiktiven Staaten Acastus und Rubria - mussten am 17. Januar 2006 eingereicht werden. Danach begann die Vorbereitung auf die nationale Ausscheidung, die Ende Februar in Tübingen stattfand (s.u.). Während seiner Vorbereitungen wurde das Heidelberger Jessup Team am Max-Planck-Institut für Völkerrecht betreut: Es bekam ein Büro mit Computerarbeitsplätzen zur Verfügung gestellt, konnte die Bibliothek und die Datenbanken des Instituts jederzeit nutzen und ihm standen durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts jede Menge Ansprechpartner für die kniffeligen juristischen Fragen des Falls zur Verfügung. Als Coach war im letzten Jahr Verena Wiesner tätig.

 

Die nationale Ausscheidung 2006

Vom 22. bis 26. Februar 2006 fand in Tübingen die nationale Ausscheidung des Philip. C. Jessup Moot Court statt. Die Veranstaltung wurde von Michael Allmendinger (National Administrator) am Lehrstuhl von Prof. Graf Vitzthum organisiert. Am Mittwochabend wurden die 13 teilnehmenden Teams begrüßt und die Begegnungen der Vorrunde durch Los ermittelt. Es nahmen die Teams der folgenden Universitäten teil: Augsburg, Berlin (HU), Berlin (FU), Bochum, Düsseldorf, Erlangen-Nürnberg, Frankfurt/Oder, Göttingen, Heidelberg, Jena, Kiel, Mainz und Tübingen. Vor einer mit erfahrenen Völkerrechtlern besetzten Richterbank mussten die Teams am Donnerstag und Freitag in der Vorrunde gegeneinander antreten und abwechselnd Kläger- und Beklagtenpartei vertreten – stets in englischer Sprache. Aus den Ergebnissen der Vorrunde wurden dann die Teilnehmer des Halbfinales für den Samstagmorgen ermittelt: Die Teams aus Jena, Tübingen, Heidelberg und Frankfurt/Oder schafften es in diese Runde. Nach einem packenden Halbfinale im Großen Senatssaal der Universität gegen die Gastgeber aus Tübingen traten die Heidelberger Studenten um 15 Uhr in der alten Universitätsbibliothek gegen das Team aus Jena im Finale an. Diese Begegnung konnte das Team aus Heidelberg nach einer spannenden 90minütigen Verhandlung vor der gesamten neunköpfigen Richterbank schließlich für sich entscheiden. Die Richterbank hat sich diese Entscheidung allerdings nicht leicht gemacht: Nach längeren Beratungen entschied sich die Mehrzahl für das Heidelberger Team, das in der Verhandlung die Klägerseite vertreten hatte. Als Begründung gaben die Richterinnen und Richter an, dass die Heidelberger noch bereitwilliger und intensiver auf die Fragen der Richterbank eingegangen seien und ihr geplantes Plädoyer dafür jederzeit "über Bord" geworfen hätten.

 

Die verschiedenen Preisträger der nationalen Ausscheidung 2006

Die beste Gesamtleistung wurde von dem Team der Universität Heidelberg erbracht. Die besten Memorials wurden von dem Team der Universität Kiel eingereicht, gefolgt von den Schriftsätzen des Heidelberger Teams. Als beste Rednerin nach den Vorrunden (Best Oralist) wurde Laura M. Zentner aus Jena ausgezeichnet.

 

Die internationale Ausscheidung in Washington: Bericht des Heidelberger Jessup Teams 2006

Neben uns und dem zweiten deutschen Team aus Jena nahmen an der diesjährigen Ausscheidung in den USA noch die rekordverdächtige Anzahl von über 100 weiteren Teams aus 87 Ländern aus der ganzen Welt teil, so viele wie noch nie zuvor in der Geschichte des „Jessup“. Wie uns Michael Peil, der Direktor der ILSA (International Law Students Association), die traditionell diesen Völkerrechtswettbewerb ausrichtet, versicherte, waren damit im zweiten Jahr in Folge sogar mehr Länder als bei den Olympischen Spielen vertreten.

So war es für uns möglich, junge Juristen aus Ländern wie dem Irak oder Afghanistan kennen zu lernen und interessante Gespräche aus verschiedenen Blickwinkeln mit den unterschiedlichsten Menschen zu führen. Da nebenbei auch der Spaß auf den allabendlich angesetzten Partys, wie zum Beispiel dem „Dress National Ball“, bei welchem wir Deutschen uns mit dem Tragen von Fußballtrikots und dem Verweis auf „unsere“ WM 2006 gerade noch vor den obligatorischen Lederhosen und Dirndln retten konnten, nicht zu kurz kam, war die internationale Jessup Ausscheidung, besonders menschlich, eine tolle Erfahrung.

 

Nun zum eigentlichen Wettbewerb: Noch vor dem Beginn der Vorrunde hatten wir das, was man im Fußballjargon gemeinhin als „Lospech“ bezeichnen würde. Nicht nur, dass wir gleich auf beide der traditionell sehr gut vorbereiten indonesischen Teams trafen, wir bekamen es zudem mit der Columbia University aus New York, dem späteren Gesamtsieger, zu tun. Außer gegen die wirklich überragenden U.S.-Amerikaner hatten wir jedoch gegen die drei anderen Teams, dabei neben den beiden indonesischen Mannschaften noch das Team aus Athen, nach jedem Pleading zunächst das Gefühl zumindest ein wenig „die Nase vorn“ gehabt zu haben. Leider bestätigte sich diese Einschätzung nur in einem Fall, so dass wir - zugegebenermaßen enttäuscht - nicht über die Vorrunde hinauskamen und mit nur einem Siegpunkt auf dem 75. Platz in der Gesamtwertung landeten.

 

An dieser Stelle sei daher die kritische Anmerkung erlaubt, dass die Begründungen der Richter für uns nicht immer nachvollziehbar waren. Während in Deutschland noch vor allem die rechtlichen Argumente im Vordergrund standen, wurden diese in Washington teilweise völlig außer Acht gelassen, so dass auch eine unbegründete, aber souverän vorgetragene Argumentation von manchem Richter besser bewertet wurde, als der Versuch, sich auf die Fragenkanonade der Richter eine stringente rechtliche Argumentation zurecht zu legen. Dies führte in einigen Fällen zu geradezu absurden Ergebnissen -eine Einschätzung, welche wir mit vielen der anderen Mannschaften teilten. Ein versöhnliches Ende nahm die Veranstaltung für uns jedoch, als „unser Champion“, das Team der Columbia University, in einem spannenden Finale unter dem Vorsitz von Professor Bruno Simma, dem deutschen Richter am Internationalen Gerichtshof, verdientermaßen den Gesamtsieg gegen das Team aus Venezuela davon trug.

 

Alles in allem war Washington eine einmalige und überaus spannende Erfahrung, und wir freuen uns jetzt bereits darauf, uns in Zukunft für den Jessup Moot Court zu engagieren und als nächstes die nationale Ausscheidung 2007 in Heidelberg ausrichten zu können.