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Jürgen Habermas

Die zweite Masterclass in International Law wurde vom 11. bis zum 14. Februar 2013 in Heidelberg durchgeführt. Zusammen mit Jürgen Habermas diskutierten die Teilnehmer während der vier Tage über Recht und Demokratie in der postnationalen Konstellation. Habermas’ rechtstheoretisches Hauptwerk „Faktizität und Geltung“ war dabei Grundlage und Ausgangspunkt des gemeinsamen Denkens, darüber hinaus widmeten sich die Diskussionen seinen neueren politischen Schriften sowie Beiträgen anderer Autoren, die auf dem diskurstheoretischen Ansatz aufbauen oder aber Gegenentwürfe darstellen. Der Kreis der 60 Teilnehmer der Masterclass vereinte Wissenschaftler aus zahlreichen Ländern und verschiedenen Fachrichtungen.

In vier Blöcken wurden die Grundaussagen von „Faktizität und Geltung“ zu verschiedenen Themenfeldern auf ihre Übertragbarkeit auf die postnationale Konstellation untersucht. Die erste Sitzung begann mit einer Vorstellung von Matthias Goldmann zu den diskurstheoretischen Grundlagen und ihrer Perspektive auf das Völkerrecht. Unter Bezugnahme auf die ersten zwei Kapitel aus „Faktizität und Geltung“ ging es dabei unter anderem um den Foucault’schen Ansatz und um die Frage, inwiefern Recht notwendigerweise mit Zwang verbunden ist. Am zweiten Tag schlug Christoph Krenn die Brücke von den Grundbegrifflichkeiten aus „Faktizität und Geltung“ zu Habermas’ Schriften zur Konstitutionalisierung des Völkerrechts und „Zur Verfassung Europas“. Seine Einführung und die anschließende Diskussion behandelten die Gemeinsamkeiten und Spannungen zwischen diesen Entwürfen und gingen beispielsweise auf die doppelte Rolle des Individuums als Staats- und als Weltbürger ein. Der Block des dritten Tages stand unter dem Titel „Rechtsprechung und Rechtsetzung jenseits des Staates“. Armin von Bogdandy stellte insbesondere das Konzept der International Public Authority dar und erläuterte, in welchen Punkten und aus welchen Gründen es sich von dem Ansatz Jürgen Habermas’ unterscheidet. Am vierten Tag ging es im Wesentlichen um das Konzept von Öffentlichkeit in der postnationalen Konstellation. Die von Dana Schmalz eingeleitete Diskussion kreiste um die Fragen, welche normative Funktion der Öffentlichkeit zukommt und welche Rolle das Recht wiederum für eine politische Öffentlichkeit spielt.

Während der Diskussionen an allen vier Tagen brachten Teilnehmer nicht nur ihre Sichtweisen und Standpunkte zum Ausdruck, sondern berichteten auch von ihren eigenen Forschungsprojekten im Zusammenhang mit diesen Themen. Jürgen Habermas ging äußerst interessiert auf die Beiträge ein und begeisterte die Teilnehmer immer wieder mit seinen eindrücklichen Stellungnahmen. Wie Armin von Bogdandy in seiner Ansprache zum Abschluss ausdrückte, war es für alle Teilnehmer ein außerordentliches Geschenk, einen so inspirierenden Denker wie Jürgen Habermas zu erleben und in dieser Tiefe über sein Werk zu diskutieren.