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Tätigkeitsbericht für das Jahr 2000


VII. Wissenschaftlicher Nachwuchs und Gastwissenschaftler

B. Aktivitäten des wissenschaftlichen Nachwuchses am Institut

2. Teilnahme einer Gruppe von Studenten an der „Philip C. Jessup International Law Moot Court Competition“

Auch im Wintersemester 1999/2000 nahmen wieder fünf Studierende der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität an der „Philip C. Jessup International Law Moot Court Competition“ teil. Mit Michael Adam, Markus Benzing, Roland Stein, Verena Wiesner und Ralf Reusch gelang es einem Team der Universität Heidelberg seit 1996 zum zweiten Mal, die Nationalauscheidung in Deutschland für sich zu entscheiden und damit bei der internationalen Entscheidung in Washington D.C., USA, dabeizusein. Betreut wurden die Studierenden seitens des Max-Planck-Instituts durch Ref. Kerstin Mechlem, Ref. Daniel Klein und Marian Benbow.

Der „Jessup“ wird alljährlich von der „International Law Students Association (ILSA)“ ausgerichtet und ist, seitdem er 1959 von Studenten aus Harvard, Columbia und der University of Virginia ins Leben gerufen wurde, mittlerweile zum weltweit größten und bekanntesten studentischen Wettbewerb im Völkerrecht geworden. Jedes Jahr nehmen etwa 1500 Studenten von 350 juristischen Fakultäten aus über 50 Nationen am „Jessup“ teil, um in einem simulierten Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof als Anwälte aufzutreten und völkerrechtliche Streitfälle zu verhandeln.

Im diesjährigen Fall ging es vorrangig um Fragen des internationalen Meschenrechtsschutzes, insbesondere um ethische Standards und menschenrechtliche Vorgaben für die medizinische Forschung. „Aufhänger“ war dabei die Durchführung von Impfstoff-Testreihen in einem Entwicklungsland durch einen Pharmakonzern aus einem Industriestaat. Damit zusammenhängende Probleme betrafen die extraterritoriale Durchsetzung von Menschenrechtsstandards sowie Fragen der Haftung und der Zurechnung im Rahmen der internationalen Verantwortlichkeit von Staaten.

Die Studierenden mussten wie üblich zunächst für beide Streitparteien Schriftsätze in englischer Sprache (die sogenannten „memorials“) verfassen, die bis Ende Dezember 1999 einzureichen waren. Anschließend wurden die Plädoyers ausgearbeitet und eingeübt. Bei der nationalen Vorausscheidung, die vom 2. bis 4. Februar 2000 in Berlin stattfand, traten dann die Mannschaften aus insgesamt zehn verschiedenen deutschen Universitäten gegeneinander an. Dabei galt es, die erarbeiteten Argumente in den mündlichen Verhandlungen den Richtern darzulegen und dabei die - häufigen - Zwischenfragen der Richter fundiert und präzise zu beantworten, ohne sich von der eigentlichen Aufgabe, die Belange des vertretenen Staates in überzeugender und möglichst vollständiger Weise vorzubringen, zu sehr ablenken zu lassen.

Ausgetragen wurde die deutsche Nationalausscheidung in diesem Jahr vom Institut für Völkerrecht und Europarecht der Berliner Humboldt-Universität unter der Leitung von Prof. Christian Tomuschat. Als Richter stellten sich unter anderem Dr. Carl-August Fleischhauer, Richter am Internationalen Gerichtshof in Den Haag, Prof. Bruno Simma (München), sowie Dr. Hilger und Herr Kaul vom Auswärtigen Amt in Berlin zur Verfügung. Das Team aus Heidelberg erreichte hierbei den ersten Platz in der Gesamtwertung sowie die Preise für den besten Schriftsatz und die beiden besten Sprecher(innen) (Verena Wiesner und Michael Adam).

Die internationale Endausscheidung in Washington D.C., U.S.A., fand vom 2. bis 8. April 2000 statt. Hier traten 68 Mannschaften aus über 50 Staaten zunächst in den drei Tage dauernden Vorrunden gegeneinander an, worauf die besten Sechzehn am vierten und fünften Tag die Endrunde ausfochten. In dem Finale zwischen den Teams aus Caracas (Venezuela) und Melbourne (Australien) unter dem Vorsitz des ehemaligen Richters am Internationalen Gerichtshof Schwebel konnte sich schließlich Melbourne durchsetzen. Das Heidelberger Team musste sich mit einem Platz im oberen Mittelfeld zufriedengeben; es durfte sich am Schluß jedoch noch einmal über den 16. Platz in der Gesamtwertung der Schriftsätze freuen. Zeitgleich mit den letzten Tagen des Wettbewerbs fand die Jahrestagung der American Society of International Law (ASIL) statt, zu deren Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen alle Jessup-Teilnehmer freien Zutritt hatten.

Die hinzugewonnenen Erfahrungen - Kenntnisse im materiellen Völkerrecht, wie auch rhetorische Fähigkeiten, Verbesserung der Ausdrucksfähigkeit in englischer Sprache, Teamarbeit und das anwaltliche Argumentieren - und vor allem der internationale Austausch mit am Völkerrecht interessierten Studierenden aus aller Welt (der beim „Jessup“ natürlich nicht nur im Rahmen der „Gerichtsverhandlungen“ stattfindet) haben die Mannschaft für den immensen Arbeitsaufwand und die Zeit, die die Teilnehmer im Wintersemester 1999/2000 für den Wettbewerb „geopfert“ haben, nach Meinung aller voll und ganz entlohnt.



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