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Tätigkeitsbericht für das Jahr 2003


VIII. Wissenschaftlicher Nachwuchs und Gastwissenschaftler

B. Aktivitäten des wissenschaftlichen Nachwuchses am Institut

4. Teilnahme einer Gruppe von Studenten am Concours Européen des Droits de l'Homme René Cassin

Auch im Wintersemester 2002/2003 nahmen wieder drei Studenten der Universität Heidelberg am "Concours Européen des Droits de l'Homme René Cassin" in Straßburg teil. Mit Eftychia Kourakou (Griechenland) und Martin Mihalkov (Frankreich) war das Team in diesem Jahr wieder überwiegend international besetzt; komplettiert wurde es durch Jasmin Schlenzka (Deutschland). Die Betreuung der Teilnehmer oblag Ref. Nicola Vennemann und Ref. Markus Rau.

Der "Concours Cassin" findet seit 1985 alljährig unter der Schirmherrschaft des Europarates statt. Der Wettbewerb widmet sich Rechtsfragen aus dem Bereich der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK). Die Organisation des Wettbewerbs wird im Wesentlichen von der "Association Juris Ludi" in Straßburg wahrgenommen, die sich aus Studenten und Professoren zusammensetzt und nicht nur für die Gestaltung des zu verhandelnden Falls, sondern auch für die Durchführung der mündlichen Verhandlungswoche in Straßburg zuständig ist. Die an dem Wettbewerb teilnehmenden Teams müssen entweder in der Eigenschaft als Beschwerdeführer oder als Staatenvertreter zunächst einen anwaltlichen Schriftsatz zu einem fiktiven Fall anfertigen und die von ihnen vertretene Rechtsposition sodann bei den mündlichen Plädoyers in Straßburg gegenüber zwei gegnerischen Teams verteidigen.

Der diesjährige Fall widmete sich schwerpunktmäßig Fragen des Kindschafts- und Elternrechts, insbesondere der Adoption und des Sorgerechts. Hinzu traten Probleme v.a. betreffend die durch Art. 10 EMRK verbürgte Garantie der Pressefreiheit. Das Heidelberger Team vertrat die Rechtsposition der Beschwerdeführer, die sich durch die in Rede stehenden staatlichen Maßnahmen, wie etwa die Freigabe eines neu geborenen Kindes ohne Zustimmung der (minderjährigen) Mutter, in ihren Konventionsrechten verletzt sahen. Von Dezember bis Februar bereitete das Heidelberger Team die in Französisch abgefaßten Schriftsätze vor. Wie jedes Jahr bedeutete dies: einschlägige Konventionsbestimmungen auslegen und anwenden, Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte analysieren, die Praxis des Europarats verfolgen und eine Argumentationsstrategie entwickeln. Nach Ablieferung der Schriftsätze wurden die Plädoyers am Institut mit der Unterstützung zahlreicher Mitarbeiter, die sich als Proberichter zur Verfügung stellten, eingeübt. Dabei wurden zugleich auch die sprachlichen und schauspielerischen Fertigkeiten der Teilnehmer trainiert.

An dem Wettbewerb nahmen in diesem Jahr insgesamt 59 Teams teil, davon rund ein Drittel aus Frankreich. Die Teilnahme von Mannschaften aus Kanada, den USA, Südamerika und Afrika belegte aufs Neue, daß der Wirkungskreis der EMRK über den rein europäischen Kontext weit hinausgeht. Aus Deutschland waren neben dem Heidelberger Team Mannschaften aus Berlin, Bonn, Freiburg, Gießen und Würzburg vertreten. Die mündliche Verhandlungswoche in Straßburg fand vom 14. bis zum 17. April 2003 im Gebäude des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte statt. Für das Heidelberger Team plädierten Eftychia Kourakou und Jasmin Schlenzka; Martin Mihalkov fungierte als "conseiller juridique". Gegner des Heidelberger Teams waren die Mannschaften der Universitäten Ljubljana (Slowenien) und Grenobel (Frankreich).

Wenngleich auch in diesem Jahr die Preise nicht nach Heidelberg gingen, hat sich die Teilnahme an dem Wettbewerb und die damit verbundene Arbeitsbelastung für die Mitglieder des Heidelberger Teams ausgezahlt: Nicht nur haben sie Spezialkenntnisse in einem spannenden Rechtsgebiet erworben, sondern auch ihre rhetorischen Fähigkeiten geschult und gelernt, im Team zu arbeiten. Honoriert wurden ihre Aufwendungen und Mühen nicht zuletzt durch eine schöne und erlebnisreiche Woche in Straßburg.