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Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht

Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht


Band 84:

Wolfram Karl

Vertrag und spätere Praxis im Völkerrecht / Treaty and Subsequent Practice in International Law

Zum Einfluß der Praxis auf Inhalt und Bestand völkerrechtlicher Verträge


Inhalt: Einleitung. – Zur Änderung und Beendigung völkerrechtlicher Verträge. – Die spätere Praxis zu völkerrechtlichen Verträgen. – Die spätere Praxis als Ursache von Vertragsänderung und Vertragsbeendigung. – Vertragsänderung und -beendigung durch die spätere Praxis entgegen vertraglichen Änderungs- und Beendigungsklauseln. – Vertragsänderung und Vertragsbeendigung durch die spätere Praxis im Lichte der Wiener Vertragsrechtskonvention (WVK).  – Summary: Treaty and Subsequent Practice in International Law. – Literaturverzeichnis. – Fallregister. – Vertragsregister. – Register zu WVK. – Sachregister.

Wie ein Vertrag nach seinem Abschluß verstanden und gehandhabt wird, wirkt auf ihn selbst zurück. Dieses nicht nur im Völkerrecht bekannte Phänomen wird hier erstmals umfassend behandelt. Im Mittelpunkt steht die spätere Praxis als Auslegungsfaktor und Ursache für Vertragsänderung und -beendigung (Desuetudo). Ziel ist die Darstellung der Wirkungen formlosen Verhaltens und ihre rechtsdogmatische Begründung. Die Frage steht im Spannungsfeld zwischen Form und Formfreiheit, zwischen Stabilität und Flexibilität des Rechts. Sie wird hier nicht im Streit von Prinzipien, sondern analytisch und empirisch behandelt. Aus einer Fülle von Judikatur, Staatenpraxis und Schrifttum und unter Berücksichtigung der Kodifikationsarbeiten zum Vertragsrecht entsteht so ein plastisches und differenziertes Bild der späteren Praxis. Die eingehende dogmatische Begründung reicht vom dynamischen Auslegungsfaktor über das stillschweigende Rechtsgeschäft bis zum Gewohnheitsrecht und Estoppel. Analysen zur Auslegung, Änderung, Beendigung und Derogation von Verträgen ergänzen den Rahmen. Das Werk erhellt insgesamt jenen Überschneidungsbereich von Vertrag, Gewohnheitsrecht und rechtsänderndem Tatbestand, der bei der Kodifikation des völkerrechtlichen Vertragsrechts zu kurz gekommen ist.

1983. XX, 438 S.
ISBN 3-540-12358-X (vergriffen)
Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg