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Völkerrechtliche Praxis der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1998


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Karen Raible


XVII. Friedenssicherung und Kriegsrecht

2. Friedenstruppen internationaler Organisationen

    237. Zum Beschluß des NATO-Rates, die Friedensoperation in Bosnien und Herzegowina auch nach Ablauf des SFOR-Mandates Ende Juni 1998 fortzusetzen, erklärte Bundesaußenminister Kinkel am 21. Februar 1998:

"Die Entscheidung des NATO-Rates zur Fortsetzung der Präsenz von SFOR-Truppen in Bosnien und Herzegowina auch nach Ablauf des gegenwärtigen Mandats am 20. Juni 1998 ist wichtig und richtig. ...

Die Zeichen in Bosnien stehen auf Wandel: Mit dem bei der Petersberger Bosnien-Konferenz vergangenen Dezember erneut gehärteten Mandat des Hohen Repräsentanten Carlos Westendorp wird seit Jahresbeginn der von der internationalen Staatengemeinschaft vorgegebene Fahrplan auch gegen den Willen der Bremser und Blockierer durchgesetzt. Und: Mit der neuen Regierung der bosnisch-serbischen Republika Srpska unter Ministerpräsident Milorad Dodik amtieren erstmals in beiden bosnischen Teilrepubliken Regierungen, die sich unzweideutig zu Dayton bekennen und zu konstruktiver Mitarbeit bereit sind. Eine Wende bei der Schaffung selbsttragender Stabilität, der Sicherung dauerhaften Friedens, der Aussöhnung der Bevölkerungsgruppen und der Rückkehr der Flüchtlinge ist damit in greifbare Nähe gerückt.

Gerade vor diesem Hintergrund ist es wichtig, das bisher Erreichte nicht aufs Spiel zu setzen und den Friedensprozeß weiterhin militärisch abzusichern und zu seiner Stabilisierung und Konsolidierung beizutragen. Klar ist: Dies kann nicht auf Dauer geschehen. Die Verantwortung für Frieden, Stabilität und Versöhnung muß wieder von den politisch Verantwortlichen in Bosnien wahrgenommen werden. Dies ist noch nicht der Fall. Wir dürfen aber keine Sicherheitsgrauzonen entstehen lassen. Deshalb ist es richtig, die SFOR-Stärke bis auf weiteres beizubehalten und im Lichte der für September 1998 vorgesehenen allgemeinen Wahlen in Bosnien dann über eine Verringerung der Stärke nachzudenken."592

    238. In ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage zu einem Verfahren mit deutschen SFOR-Soldaten im September 1997 dementierte die Bundesregierung am 2. April 1998 den in der Zeitung "Seral Tribune" geschilderten Vorfall. Sie nannte drei Fälle, in denen deutsche SFOR-Soldaten bislang wegen rechtsextremer Vorfälle ermahnt und disziplinarisch belangt wurden. Ferner teilte die Bundesregierung mit, daß es keine besonderen Befehle zur Regelung des Umgangs mit Personen oder Gruppierungen in der Region Kradac, die tendenziell neofaschistisch ausgerichtet seien, gebe. Alle Soldaten werden in allgemeiner Form über das Verhalten in der Öffentlichkeit im Ausland belehrt.593

    239. Bundesaußenminister Kinkel erklärte am 28. Mai 1998 zum 50. Jahrestag der erstmaligen Entsendung einer "Blauhelm"-Mission durch die Vereinten Nationen:

"Vor zehn Jahren wurde den 'Blauhelmen' der Vereinten Nationen der Friedensnobelpreis verliehen. Damit wurde anerkannt: Die 'Blauhelme' sind das erfolgreichste Instrument der Staatengemeinschaft zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit.

Morgen jährt sich zum 50. Male der Tag, an dem der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York erstmals eine sogenannte 'Blauhelm'-, eine Friedens-Mission ins Leben rief: Mit der Sicherheitsresolution Nr. 50 wurde die Mission UNTSO (United Nations Truce Supervision Organization) zur Überwachung des Waffenstillstands zwischen Israel und vier arabischen Nachbarländern begründet. Sie besteht noch heute.

Dies macht deutlich: Auch nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes hat sich die Herrschaft des Rechts und des Friedens noch nicht überall auf der Welt durchgesetzt. Weiterhin fordern zahlreiche Krisen und Konflikte den ganzen Einsatz der Weltgemeinschaft."594

    240. Im vierten Ausschuß der Generalversammlung bedauerte der Vertreter Österreichs Manz am 29. Oktober 1998 im Namen der Europäischen Union die zunehmende Sicherheitsbedrohung des VN-Personals, insbesondere der unbewaffneten Militärbeobachter und des Zivilpersonals. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die Verpflichtung der Gaststaaten und Konfliktparteien, die Sicherheit von "peace-keeping operations" zu gewährleisten, und drängte alle Staaten zur Ratifizierung der Konvention über die Sicherheit des Personals der Vereinten Nationen aus dem Jahre 1994.

    Des weiteren begrüßte der österreichische Vertreter im Namen der Europäischen Union die Bildung zweier neuer Friedenstruppen, der MINURCA (United Nations Mission in the Central African Republic) und der UNOMSIL (United Nations Mission of Observance in Sierra Leone):

"Both missions provide good examples of the new generation of UN operations and their manifold functions. MINURCA's security training, disarmament and electoral assistance responsibilities are playing a keyrole in the period leading up to elections. We also welcome the appointment of a special representative of the Secretary General in the Central African Republic, who heads MINURCA and is given overall authority with regard to coordination of UN efforts and cooperation with international partners. As to UNOMSIL, which is again led by a special representative of the Secretary General, we believe that the deployment of military observers, civilian police staff and human rights offices lends a much needed impetus to the vital but still fragile peace and reconsiliation process in Sierra Leone. Monitoring ECOMOG's disarmament and demobilization of former competence, building civil police capacity, and monitoring respect for international humanitarian law and human rights are among the main tasks of this observer mission."595

    241. In bezug auf die Kosovo-Verifikationsmission der OSZE machte der Vertreter Österreichs Sucharipa in der Generalversammlung am 7. Dezember 1998 folgende Angaben:

"... this year the OSCE has experienced another quantum leap in its activities. The OSCE Kosovo Verification Mission ist undoubtedly the greatest challenge the OSCE has yet undertaken. This mission, with the projected strength of around 2000 verifiers, is not only unprecedented in size, but also represents a new quality of activities. This new operation underlines the growing importance of the organisation in the field of active conflict management.

The main purpose of the KVM in its first phase is to verify compliance with UN Security Council resolutions 1160 and 1199. Although tens of thousands of displaced persons have still not been able to return to their homes, the KVM has contributed to facilitating conditions on the ground, so that all but very few displaced persons who had been living in the open until recently could find shelter by now. A keytask of the KVM in its initial phase is to verify the maintenance of a cease-fire by all elements which must be scrupulously adhered to by all parties to the conflict. The operation is not without risk and we highly value the importance the mission attaches to security of its members.

The sheer presence of KVM is also contributing to the endeavour to find a political solution to the conflict. Once an agreement is reached between the parties to the conflict, KVM will play an active role in its implementation: Election supervision, assistance in the establishment of Kosovo institutions, police force development etc."596

    242. Im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sprach der Vertreter Österreichs Sucharipa im Namen der Europäischen Union am 23. Dezember 1998 über den möglichen Zusammenhang von "peace-keeping" und "peace-building":

"Many of today's peace-keeping operations provide an indispensable basis for wider peace-building efforts. Their presence is in fact a precondition for the successful start or continuation of peace-building programmes, which usually makes it logical and necessary to integrate strong peace-building elements into peace-keeping operations. On the other hand, effective peace-building efforts can provide other conditions for peace-keeping missions to wind down or be completed, once peace has become sustainable. Ideally, they would help to limit the duration and size of peace-keeping operations and other external interventions. For all these reasons, the EU strongly supports UN endeavours to combine peace-keeping and peace-building measures in a balanced and complementary manner."597



    592 Pressearchiv des Auswärtigen Amtes (Anm. 10): http://www.auswaertiges-amt.de/6_archiv/98/p/P980221A.html.

    593 BT-Drs. 13/10350.

    594 Pressearchiv des Auswärtigen Amtes (Anm. 10): http://www.auswaertiges-amt.de/6_archiv/98/p/P980528A.html.

    595 Permanent Mission of Austria to the United Nations (Anm. 14): http://www.undp.org/missions/austria/r2910984.htm.

    596 Permanent Mission of Austria to the United Nations (Anm. 14): http://www.undp.org/missions/austria/r0712981.htm.

    597 Permanent Mission of Austria to the United Nations (Anm. 14): http://www.undp.org/missions/austria/r231298.htm.