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Tätigkeitsbericht für das Jahr 2002

VII. Wissenschaftlicher Nachwuchs und Gastwissenschaftler

B. Aktivitäten des wissenschaftlichen Nachwuchses am Institut

3. Teilnahme einer Gruppe von Studenten an der Philip C. Jessup International Law Moot Court Competition

Nachdem bereits in den vergangenen Wintersemestern fünf Studierende der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg sehr erfolgreich an der>Philip C. Jessup International Law Moot Court Competition teilgenommen hatten, wurde auch im Wintersemester 2001/2002 das Team der Universität Heidelberg von Mitarbeitern des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht betreut. Den vier Teammitgliedern, Sebastian Frenkel, Jochen Stamm, Pablo Blessing und Urban von Detten gelang es,> den dritten Platz bei der nationalen Endausscheidung zu belegen. Betreut wurde das diesjährige Heidelberger Team seitens des Max-Planck-Instituts von Ref. Annette Simon und Ref. Nils Christian Carstensen, außerdem wirkte stud. iur. Julia Pfeil mit.

Die>Philip C. Jessup International Law Moot Court Competition wurde 1959 von einer Gruppe von Studenten des Völkerrechts der Harvard University, der Columbia University und der University of Virginia ins Leben gerufen als Wettbewerb, in welchem schriftliche und mündliche Plädoyers zu aktuellen Fragen des Völkerrechts erarbeitet und (fiktiv) vor dem Internationalen Gerichtshof vertreten werden sollten. Im Laufe der Jahre hat sich dieser Wettbewerb, der inzwischen von der>International Law Students Association (ILSA) organisiert wird, zum größten und international renommiertesten Wettbewerb entwickelt. Inzwischen nehmen jährlich über 1.500 Studenten von mehr als 350 Juristischen Fakultäten aus ca. 70 verschiedenen Ländern an diesem Wettbewerb teil. Aus jedem Land kann je zehn teilnehmenden Teams nur ein Team zu den internationalen Ausscheidungen in Washington reisen, zur Auswahl finden nationale Vorausscheidungen statt. Eine ernsthafte Teilnahme fordert von den Studenten nicht nur ein besonders großes Interesse an völkerrechtlichen Problemen, sondern auch die Bereitschaft, sich etwa ein halbes Jahr lang ausschließlich diesem Wettbewerb zu widmen. Die Teilnahme an dem Wettbewerb bietet den Studenten eine gute Gelegenheit, sich nicht nur in Rhetorik und Auftreten, sondern insbesondere auch in der Kunst zu üben, einen Rechtsstreit parteiinteressenorientiert zu bearbeiten und die erarbeitete Argumentation überzeugend zu vertreten.

Dem Fall, den es in der diesjährigen>Philip C. Jessup International Law Moot Court Competition zu bearbeiten galt, lag ein Streit zwischen zwei fiktiven Staaten, Turingia und Babbage, zugrunde über die Grenzen staatlicher Hoheitsbereiche und der rechtlichen Behandlung von Angriffen über das Internet; also aktuelle Fragen über die Möglichkeiten, die sich durch computergesteuerte Sabotageakte stellen. Der Staat Babbage hatte strenge Auflagen bezüglich der erlaubten Inhalte, die in seinem Hoheitsgebiet im Internet veröffentlicht werden dürfen. Eine im Land Turingia ansässige Firma widersetzte sich diesen Auflagen und entzog sich später den Sanktionen des Staates Babbage. Im Anschluß daran entbrannte eine Auseinandersetzung zwischen den beiden Staaten, in dem Hacker wirtschaftliche Schäden, aber auch ein Eisenbahnunglück herbeiführen, bei dem Staatsangehörige des Landes Babbage ums Leben kommen. Im Zusammenhang mit letztgenanntem Punkt ging es auch um Fragen der Auslieferung von Straftätern und der Zuordnung des Handels Privater zu einem Staat. Der Sachverhalt kann nachgelesen werden unter http://www.jessupmootcourt.de/sonstigedateien/Compromis.doc. Wie in jedem Jahr waren auch dieses Mal viele aktuelle Streitfragen des Völkerrechts in einer Weise in den Fall eingebaut, die beiden Streitparteien Argumentationsmöglichkeiten offen ließ und auch innovative Auslegungen der Regeln des Völkerrecht denkbar machte.

Aufgabe der Studenten war es, zunächst für beide Streitparteien einen Schriftsatz in englischer Sprache (sogenannte>memorials) aufzusetzen und bis Anfang Januar 2002 bei den Organisatoren der>ILSA einzureichen. Anschließend wurden anhand der Schriftsätze Plädoyers für beide Streitparteien ausgearbeitet und das Plädieren geübt, um die Teilnahme an der nationalen Vorrunde vorzubereiten.

Diese nationale Vorausscheidung wurde vom 7. bis 10. Februar in Augsburg ausgetragen, organisiert durch Mitarbeiter der Universität Augsburg in Zusammenarbeit mit der>German Moot Court Society. An der Vorrunde nahmen diesmal elf Studententeams von folgenden deutschen Universitäten teil: Augsburg, Berlin (FU), Berlin (HU), Erlangen-Nürnberg, Frankfurt (Main), Frankfurt (Oder), Göttingen, Heidelberg, Jena, Kiel, Tübingen. Vor einer internationalen Richterbank, in variierender Zusammensetzung besetzt mit Prof. Adelheid Puttler, Prof. Wolfram Karl, Prof. Kazimierz Lankosz, Prof. Hubert Isak, Prof. Rick Lawson, Prof. Andrea Gattini sowie Dr. Hans-Joachim Heintze, mußten die Teams gegeneinander antreten und abwechselnd in englischer Sprache die Klägerseite und die Beklagtenseite überzeugend vertreten und zugleich schnell, fundiert und präzise die Zwischenfragen der Richter beantworten. Im Finale traten die Teams aus Erlangen und Jena im Rokokosaal der Regierung von Schwaben gegeneinander an und nach einer mehr als dreistündigen simulierten Gerichtsverhandlung konnte sich das Jenaer> Team gegenüber dem Erlangener Team durchsetzen und die nationale Ausscheidung gewinnen. Die besten Schriftsätze (>best memorial) waren von dem Team der Humboldt-Universität Berlin erstellt worden. Als beste Rednerin (>best oralist) wurde Ulrike Roider vom Team der Universität Augsburg ausgezeichnet.