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Völkerrechtliche Praxis der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1999


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Silja Vöneky/Markus Rau


IX. Menschenrechte und Minderheiten

5. Minderheiten

     87. Auf eine Kleine Anfrage bemerkte die Bundesregierung zur Menschenrechtssituation der Bahá'i im Iran, daß die Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Strömungen im Iran andauere. Mit Hinweis auf die von der Bundesregierung als Ratspräsidentschaft bei der 55. Sitzung der Menschenrechtskonferenz der Vereinten Nationen in Genf eingebrachte Resolution bemerkte sie, daß die Regierung der islamischen Republik Iran aufgerufen wurde, die Schlußfolgerungen und Empfehlungen des Sonderbeauftragten der MRK wegen religiöser Intoleranz gegenüber den Bahá'i und anderen religiösen Minderheiten bis zu deren gänzlicher Emanzipation vollständig durchzuführen. Die Bundesregierung habe das Thema ferner auch gezielt im Rahmen ihrer laufenden Gespräche mit der iranischen Regierung angesprochen, um eine dauerhafte Verbesserung der Lage der Mitglieder dieser Religionsgemeinschaft zu erreichen.

     88. Bei einem Empfang der kanadischen Inuit-Präsidentin Eegeesiak am 25. März begrüßte Staatsminister Vollmer die am 1. April 1999 im Rahmen des kanadischen Bundesstaats vorgesehene Einrichtung eines neuen Territoriums Nunavut, in dem die Inuit weitgehende Autonomierechte in den Bereichen Gesundheit, Sozialfürsorge, Bildung, Kultur und Wohnungsbau erhielten. Die Bildung des neuen Territoriums gehe auf einen Vertrag zwischen der Regierung und den Inuit von 1993 zurück. Das größtenteils arktische Territorium besitze in etwa die Größe von Westeuropa. Es zeige sich durch diese Regelung, daß in einem demokratischen Rechtsstaat für die Anliegen von Minderheiten Kompromisse machbar seien, die für beide Seiten akzeptabel seien. Dies sei ein sehr ermutigendes Beispiel.228

     89. Der finnische Vertreter Schalin erklärte am 17. Dezember 1999 im Dritten Ausschuß der Generalversammlung der Vereinten Nationen zu dem Entwurf der Resolution "Human Rights and Cultural Diversity" zu dem Problem von Minderheiten:

     "Cultural, religious and linguistic diversity is a fundamental asset for human kind. For Europe, as for so many other regions around the world, multi ethnic and multi cultural diversity and interaction has created an enormously rich heritage. The European Union, supports the importance of cultural diversity of all levels of society. (...)
     The EU remains of the view that the promotion and protection of human rights, including cultural rights, is the first responsibility of states and this responsibility is held to the enjoyment by individuals within their jurisdiction. The Convenant on Economic, Social and Cultural Rights recognises the right of everyone to take part in cultural life. States have a duty to conserve, develop and diffuse science and culture, with a view to achieve the full realisation of this right, which belongs to the individual. In a resolution on human rights and cultural diversity the EU would have liked to see this elementary cultural right referred to or reiterated. This was however not accepted by the sponsors of the resolution. Instead the resolution refers repeatedly to cultural diversity at an international level. (...)
     According to Resolution II cultural diversity at the international level is enjoyed by 'nations' or 'peoples' of the world. Such promotion of cultural diversity between nations could easily promote uniformity within nations, at worst even to the point where it would hamper the right of individuals to enjoy cultural diversity among themselves. The EU is uneasy by the possibility that nations, by actively identifying with the particular set of distinct cultural attributes, will in fact discourage tolerance for cultural expressions flowing from other set of cultural attributes. Such a bias could at worst lead to limitations on the enjoyment of human rights by persons belonging to linguistic, religious or cultural minorities."229

     90. Im Dritten Ausschuß der Generalversammlung der Vereinten Nationen nahm am 21. Oktober der finnische Vertreter Schalin im Namen der Europäischen Union zu den Bereichen der Abschaffung von Rassismus und rassischer Diskriminierung und dem Selbstbestimmungsrecht von Völkern und diesbezüglich zum Schutz von Minderheiten Stellung.230

     Er erklärte, daß Regierungen verpflichtet seien das Prinzip der Nichtdiskriminierung als eines der Schlüsselmenschenrechte zu respektieren. Dabei sei auch wichtig, daß Respekt vor und der Schutz von Personen, die Minderheiten angehören, eine Schlüsselkomponente für Stabilität und Frieden sei.

     Er stellte weiter fest:

     "The EU is convinced that promoting the active participation of all members of the community, including minorities, indigenous peoples and migrants, is essential from the point of view of combating racism. Persons belonging to minorities should be guaranteed effective participation and the decision-making that affects them. The EU also stresses the importance of safeguarding economic, social and cultural rights on an equal basis for all."

     In seinen Ausführungen betonte er zudem die Bedeutung, alle Menschenrechte der Roma zu wahren. Die Europäische Union begrüße die wachsende Priorität, die diesem Problem im Europarat, der OSZE, den nationalen Regierungen wie auch der Europäischen Union gegeben werde. Die Europäische Union gehe davon aus, daß ein umfassender Ansatz gewählt werden müsse, der sowohl die sozialen, kulturellen und ökonomischen wie auch die rechtlichen und politischen Probleme mit einbeziehe wie auch die rechtliche und politische Situation beleuchte und die gleichberechtigte Beteiligung von Roma und Sinti in der Politik und den Programmen, die sie betreffen, sicherstelle.




    228 Pressearchiv des Auswärtigen Amtes (Anm. 24): http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/infoservice/presse/index_html.

    229 Permanent Mission of Finland to the United Nations (Anm. 3): http://www.un.int/finland/euspeechDiversity.cfm.

    230 Permanent Mission of Finland to the United Nations (Anm. 3): http://www.un.int/finland/euspeechAgendaItems114/115.cfm.